Gegendarstellung Ems-Vechte Cup 2013

Gegendarstellung zum Bericht von Großmeister Lev Gutman: 5. Ems-Vechte-Cup 2013 Rochade 09/2013 Seite 15-18

Rochade 09/2013 Seite 17 (Ausschnitt) Analyse von Lev Gutman

Rochade 09/2013 Seite 18 (Ausschnitt) Analyse von Lev Gutman

Zur Partie Nicole M. – Ernst H. schreibt Lev Gutman (Seite 17)

„ 9. Sf3?! Es ist begrüßenswert, dass Nicole M[...] prinzipielle Varianten spielt, aber leider wie gewohnt ohne Präzision. Richtig ist 9. e4 Lxa6 10. Lxa6“

Ein Grundsatz in der allgemeinen Eröffnungstheorie nach Capablanca ist: „Bringe nicht die Dame zu früh ins Spiel.“ Inwiefern dementsprechend daher noch von prinzipiellen (gesetzmäßigen) Varianten gesprochen werden kann ist mir nicht ersichtlich. 

9. Sf3 ist neben 9. e3 und 9. e4 vollkommen in Ordnung und punktet lt. meiner Datenbank nicht wesentlich schlechter als die angegebene Alternative 9. e4. Vielmehr ist 9. … Lxa6 nicht präzise, richtig ist 9. … Le7 und nur der Zug 10. e4, der von Lev Gutman nicht weiter kommentiert wird, kann als ein Fehler betrachtet werden! Richtig wäre 10. Se5 mit dem üblichen Eröffnungsvorteil für Weiß.

"13. Lc3? Ein bekannter Fehler"

Stellung vor dem präzisen Zug 13. Lc3,
der Fehler leider einen Zug später

Meiner Ansicht nach ist Lc3 ein nahe liegender und guter Zug. Für einen Fehler halte ich erst 14. Se5 da nach dem mehr oder weniger erzwungenen Abtausch auf d4 Weiß an seinen Schwächen auf den schwarzen Feldern zugrunde geht.

Weiter auf Seite 18 heißt es:

„Der zweite Platz von Daniel P[…] zeigt deutlich die Nachteile des Systems mit 5 Runden, aber so viel Glück bei der Auslosung ist trotzdem unheimlich. Der frischgebackene Funktionär schaffte Remis in der ersten Runde, spielte keine Partie gegen Titelträger, gewann spielfrei in der vierten Runde und sein stärkster Gegner war ausgerechnet sein Kumpan Fabian S[…] in der letzten entscheidenden Runde“

• „schaffte Remis„ 

Nachdem ich bereits um den 20. Zug mit Schwarz spielend kompensationslos eine Qualität gewinnen konnte, ergab sich später folgende Stellung:

Schwarz am Zug

In der Tat sind dort erste Ansätze des Funktionärwesen zu erkennen, denn diese Stellung noch ins Remis zu retten, gelingt i.d.R. nur Spitzenfunktionären, die ja bekanntlich kein Schach spielen können.

• „gewann spielfrei in der vierten Runde“ 

In der 4. Runde spielte ich gegen den, von Jens K. trainierten, Jugendlichen Minh Duc N. der in folgender Stellung sogar hätte gewinnen können:

Da auf 14. ... Da5+ 15. Ld2 wegen
15. ... Dxd2 nicht funktioniert
steht Schwarz auf Gewinn

In der letzen Runde schlug übrigens „Mr. Spielfrei“ den deutlich höher bewerteten Timo O. problemlos und zeigte mit 4 aus 5 Punkten beim Heute zu Ende gegangenen Wieste Cup, dass der Erfolg beim Ems-Vechte Cup keine Eintagsfliege war.

• „spielte keine Partie gegen Titelträger“

Dies trifft auch auf Lev Gutman zu, der am Ende Punkt- und Buchholzgleich mit Ernst H., der übrigens gegen einen Titelträger spielte, den 5. Platz erreichte.

• „ausgerechnet“

In diesem speziellen Fall hätte die Turnierleitung die Paarungen der 5. Runde manuell setzen müssen! Fabian S. und Daniel P. sind dafür, im Gegensatz zu vielen IMs und GMs, bekannt Partien in der letzten Runde zu verschieben … oder sogar ganze Turniere ...

• „Kumpan“

Es wäre mir neu, dass Fabian oder ich einer Kompanie, bzw. irgendeiner sonstigen militärischen Einheit angehören würden. Möglicherweise wird Schach hier als ein Kriegsspiel und nicht als Kunst oder von mir aus, wenn auch ungerne, Sport angesehen. Eine meiner Meinung nach bedauerliche Entwicklung.

Die Analyse der Partie Daniel P. - Fabian S. (Seite 18) bestätigt dann weiterhin den sehr schwachen qualitativen Eindruck des Berichtes: 

„12. ... gxf6? Zum Ausgleich reichte 12. ...Lxf6 13. Sh5 0-0“

Wie bereits in meiner eigenen Partieanalyse (Link) geschrieben, steht es nur Rainer t. S. zu diesen Zug zu bewerten. Ich stimme zu, dass 12. … Lxf6 13. Sh5 0-0 objektiv Ausgleich ist. Wer Fabian jedoch kennt, weiß, dass er solche technischen und postitionellen Stellungen sehr schwach spielt und daher ist seine Entscheidung in Anbetracht seines dynamischen Spielstils durchaus nachvollziehbar.

„Auf der Hand lag 16. … f4 17. De2 Kb8. 18. Lf5 cxd4 19. cxd4 Sf8 20. Tac1 Dd6 mit ausreichendem Gegenspiel“

Mir ist nicht ganz klar, inwiefern Züge wie 17. ... Kb8 auf der Hand liegen, noch woraus das Gegenspiel bestehen soll. Ich halte die Stellung weiterhin für technisch gewonnen, obwohl Computerprogramme hier nur leichten Weißen Vorteil anzeigen. Außerdem ist die Stellung für Weiß sehr einfach zu spielen. Eine Idee ist es z. B. mit Le4 die Läufer zu tauschen wonach Weiß aufgrund der Bauernstruktur und des offenen schwarzen Königs leicht gewinnen sollte.

„18. … Tg7?? Verliert. Von Fabian S[…] hätte man 18. … Th5 19. Tad1 c4 20. Lc2 Dc7 erwarten können“

Stellung nach 18. ... Th5 (Analyse)

Kann man von Fabian S. auch erwarten nach 19. De7 droht Dxf7 Dxh5 den unglaublichen Zug 19. … Dxf3!! mit abenteuerlichen Varianten oder den Zug 19. … Dc7!! nach dem von mir geplanten 19. Df4 zu finden? 

Diese beiden Züge müssen gesehen werden um 18. … Th5 spielen zu können, denn vor Allem nach 19. Df4 ist die Stellung sonst einfach sofort verloren, es war sogar so, dass Fabian S. den Zug 18. … Th5 wegen 19. Df4 nicht spielte und nicht wegen dem Houdini Zug 19. Tad1 der übrigens auch hier +1.89 anzeigt. 

Abschließend noch eine Bemerkung zu dem heute zu Ende gegangen und als mit weniger Nachteilen empfunden 9 Runden Schnellschachturnier des SK Lehrte:

Der 15. Platz von Lev Gutman zeigt deutlich die Vorteile des Systems mit 9 Runden, aber so ein Pech bei der Auslosung ist auch unheimlich. Der alternde GM schaffte Remis in der zweiten Runde, spielte keine Partie gegen Titelträger, verlor 3 Partien u.a. gegen seinen stärksten Gegner Thomas E. (2049), wurde somit 15. und gewann den Seniorenpreis, während Fabian S. einen Titelträger schlug und den 3. Platz belegte, musste sich Daniel P. den beiden am Ende an der Spitze liegenden Titelträgern geschlagen geben und ging mit dem 6. Platz leer aus.  

*

Eine Weitere Anmerkung auf Wunsch von Nicole M.

Sie wird sofern sie endlich von Mentor Daniel P. präzise betreut werden darf an ihrer Präzision präzise arbeiten, denn Daniel P. spielt so präzises Schach, dass er immer präzise Gegner in der nächsten Runde bekommt und somit nur durch präzises Auslosungsglück in der Lage ist präzise 2. zu werden.

P.S. Abschlusstabelle:
1. Tobias J. 5 Punkte 15.0 Buchholz 2. Daniel P. 4.5 Punkte und 14.5 (!) Buchholz 5. Lev Gutman 4 Punkte und 14.5 (!!!) Buchholz

P.P.S.
Gelernt wie das mit dem Remis zu richtigen Zeit funktioniert hat übrigens schon Oliver U. der dieses Wochenende in Eschborn den dritten Platz belegte und mehrere Titelträger hinter sich gelassen hatte. Glückwunsch!

und noch ein weiterer Kommentar zum schmunzeln: Armer Paul, immer wieder "de onvriendelijke duitse"

Rochade 09/2013 Seite 16 (Ausschnitt)
Analyse von Lev Gutman

P.S. Paul is Beste !!!

Redaktionelle Anmerkung:
In einer früheren Version wurde von einem übersehenen Grundreihenmatt gesprochen. Leider hat sich in der Analyse der Fehlerteufel eingeschlichen und es wurde in einer Variante der falsche Turm nach g8 gezogen. Ich bitte dies zu entschuldigen! (Dienstag 03.09.2013 11:46)