Montag, 1. Juli 2013

One moment in time



Vergangenes Wochenende (28.06 – 30.06) fand in Lingen, der Ems-Vechte-Cup 2013 statt. Bis zum Sonntagmittag gegen 13:30 Uhr war es die 5. Auflage eines kleinen netten Provinzturnieres, einer vollkommenen unbedeutenden Turnierserie. 


Aber nur bis Sonntagmittag 13:30 Uhr!


Es entstand Unruhe unter den Zuschauern und Spielern, es wurde nicht mehr vom 5. sondern schon von dem Ems-Vechte-Cup gesprochen! 

An Brett 2 spielte der junge  Jan W. eine sehr gute Partie gegen GM Lev Gutman und es schien so, als könnte sich Geschichte wiederholen, David vs. Goliath (irgendwann, irgendwo), Österreich vs. Deutschland (Cordoba 1978), USA vs. UdSSR (Lake Placid 1980) und nun auch noch Jan W. vs. Lev Gutman (Lingen 2013)?


Wie bereits am 28. April 2013 lagen die Hoffnungen ganz Niedersachsens * auf den Schultern eines jungen Mannes aus Osnabrück. Nachdem er schon den Kampf „Geld zum Fenster rauswerfen“ vs. Jugendarbeit entschieden hat, könnte er wieder zum Helden werden und tatsächlich …

Er schlug GM Lev Gutman, der unter dem Jubel ganz Niedersachsen, es nicht einmal für notwendig hielt dem Sieger zu gratulieren [Ein schönes Vorbild]


* Ganz Niedersachsen? Nein, ein kleines Dorf im Emsland …  


Aber wieso der Jubel? Wieso diese Emotionen? Etwa für Jan? Für Hagen? Möglicherweise für seinen Trainer Karsten B? Nein, keineswegs, denn schon kurz nach der Partie interessierte sich abgesehen von Karsten B. niemand mehr für den Sieg von Jan, sondern es ging nur noch um das eine was nun kommen sollte:






Ein Moment auf den ganz Niedersachsen gewartet hat - 14 Jahre Schach, für diesen Augenblick.

30. Juni – 14:30 Uhr – Lingen – Ems Vechte Cup 2013 – Runde 5 – Brett 3!

Daniel P. vs. Fabian S.


Egal ob Yankees - Red Sox, Lakers – Celtic oder Muhammed Ali - Joe Frazier, dieser eine Tag, dieses eine Spiel, dieser eine Moment, stellt sie alle in den Schatten! 


"Some people believe [this game] is a matter of life and death, I am very disappointed with that attitude. I can assure you it is much, much more important than that"


Und sie kamen von Überall, aus Veldhausen, aus Nordhorn und sogar der Präsident aus Braunschweig konnte sich diesem epischen Kampf nicht entziehen. Leider war der Veranstalter nicht mehr in der Lage so kurzfristig eine Live Übertragung inkl. Kommentierung von Rainer t. S. zu organisieren, sodass Millionen von Schachfans nur diese Möglichkeit bleibt um von diesem historischen Moment zu erfahren.


Daniel P. (2XXX) – Fabian S. (XXXX)

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4
Das war zu erwarten, nach seinem Remis gegen Jens S. beim Sekt oder Selters Turnier in Enger, glaubt Fabian, dass dieses System super ist :-)
4.Sxe4 Sd7 5.Sf3 Le7!
Geschickte Zugumstellung, die nur von einem Kenner des Systems verstanden werden kann!
6.Ld3 Sgf6 7.Sg3 c5
[7...h5] ist sicherlich besser, aber hier geht es nicht um Schach. Es geht wie gesagt um viel mehr!
8.c3 Dc7 9.0–0 b6 10.Te1 Lb7 11.Lg5
Bereitet das starke Lxf6!! vor z.B. [11...0–0 12.Lxf6!! Sxf6 Mit langweiliger Stellung]
11...h6 12.Lxf6!
Der Fabian Gedenkzug, da der Läufer mit h6 aber angegriffen wurde, nur ein Ausrufezeichen

12...gxf6 
Diesen Zug möchte ich nicht bewerten. Das steht nur Rainer zu!

Ich habe nur Lxf6 ernsthaft in Betracht gezogen, aber gxf6 ist ein typischer Fabian Zug.
Spartak G. hält den Zug für sehr stark und vermutet, dass Fabian die Idee aus dem Buch
"Mein System" von A. Nimzowitsch adaptiert hat Ich halte dies auch für am wahrscheinlichsten.
Primitive Ideen wie, ich kann nun in der offenen g-Linie angreifen passen nicht zu Fabians hoch positionellen und sehr filigranen Stil.


13.Sf5!? + ein virtuelles Bier um sich Mut für die nächsten Züge anzutrinken

13...exf5 14.De2 0–0–0 
Typisch Fabian!
Während der Partie war ich mir nur sicher, dass Le4 und Sf8 sofort verlieren. Bei Sd8, Dd6 und Dd8 setze ich auf Kompensation (Sh4-f5) und Fabians schlechte Verteidigungskünste.
15.Dxe7 Thg8 16.De3 Dc6?
Ist laut Computer schlecht! Besser ist:
[16...Tg3! 17.hxg3 Lxf3 18.gxf3 Df4 19.gxf4!! 1–0 aber immerhin mit dem ersten Sextupel Bauer der Schachgeschichte]
17.Kh1 Tg5 18.h4 Tg7
[18...Th5 19.Df4] war mein Plan, aber nach Dc7 hätte ich auch beim Schach mal doof ausgesehen. Aber wie gesagt keine Varianten!
19.Lxf5 Tdg8 20.Lh3 f5
Der Rest ist Technik und bedarf keiner weiteren Kommentierung
21.Df4 Dg6 22.dxc5 Dh5 23.Tad1
Hier wurden uns zwei volle Bierflaschen ans Brett gestellt um Fabian zu signalisieren:
Es ist Zeit den Wecker abzustellen!
23...Tg4 24.Lxg4 fxg4
"Can he win it in style?"
25.Txd7!
"Yes he can"
25...Kxd7 26.Dd6+ Kc8 27.Te7

Matt in 3! PROST! 1-0


Auch bei den Gladiatoren-Kämpfen im alten Rom gab es manchmal 2 Sieger. Einen Verlierer hat diese Partie auch nicht verdient und im Gegensatz zu manchen Preisträgern (insbesondere Platz 5) blieb hier sogar der Unterlegene bis zur Siegerehrung. Möglicherweise sollte sich der Veranstalter mal überlegen, ob Preise verfallen, wenn sich Preisträger der Siegerehrung entziehen. Ob Ernst H. besser bekannt unter seinem Namen Altmeister Ernst, der übrigens bei der Siegerehrung anwesend war, seinen Anteil von 25 Euro bekommt, bleibt zumindest abzuwarten.

Gewonnen hat dieses Turnier am Ende übrigens ein gewisser Tobias J. aus D. – Rest uninteressant – Er profitierte dabei insbesondere von seinem Auslosungsglück, dass er nicht gegen Daniel P. oder Fabian S. spielen musste.

Die weiteren Ergebnisse von Mitgliedern des „Team DP und FS“ waren auch durchwegs zufriedenstellend:

Anna-Lena H. erreichte in der B-Gruppe einen guten 4. Platz, wobei ihr in der letzten Runde eine nette Kurzpartie gelang:  
1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Lg5 Lb4+ 4.Sc3 Se4 5.Lxd8 Sxc3 6.Db3 1-0

Nicole M. schlug ihre beiden nominellen schlechten Gegner problemlos und hatte gegen die drei vor ihr gesetzten Gegner das Pech, dass sie aus ihren klar besseren Stellungen einfach noch zu wenig herausgeholt hat. Da fehlt noch die Erfahrung, aber sie gehört ja nun zum „Team P&S“, sodass vor allem wegen ihrem neuen ("inoffiziellen" :D Steffi) Mentor, die DWZ  von 2000 spätestens bei der LJEM 2014 erreicht ist!

José S. war auch dabei, aber da er nicht aufgrund, sondern trotz seiner schachlichen Fähigkeiten im Team ist muss hier über seinen Turnierverlauf nicht berichtet werden. 
Außerdem hat er bei einem Team Anteil von 50 % Frauen als Frauenbeauftragter und -versteher eh den schwersten Job und keine Zeit sich auf Schach spielen zu konzentrieren. 
José bleib, bei uns wir brauchen dich. Ate aqui tudo bem!

Bedanken möchte ich mich ganz besonders beim Organisation-Team des Ems-Vechte-Cup.

Ein wundervolles Turnier, mit Fahrservice zum Bahnhof und Hotel, einem Brett  pro Tisch, durchgängig Holzbrettern und DGT Uhren [Auch im B-Turnier], einem sehr angenehmen, hellen und gut durchlüfteten Spielsaal, einem sehr großem Analyseberiech und einem wundervollen wenn nicht gar dem besten Schach-Catering aller Zeiten.

Besonderen Dank an Stefan K. + Frau und all die vielen Mütter, die sich jeden Tag so viel Mühe gegeben haben und die tollen Speisen und Getränke zubereitet haben!

Besonderen Dank verdient natürlich auch Andreas W. aus Veldhausen, der mir mit seiner großen Erfahrung wertvolle Tipps gegeben hat, wie mit den jungen Leuten besonders unter dem Einfluss von Zahnschmerzen schachlich umzugehen ist.  Danke Andreas!

Besonderen Dank natürlich auch an Rainer der dieses Turnier nicht mitgespielt hat, obwohl er jeden Tag da war. Vielen Dank Rainer, dass du auch anderen einmal die Chance gegeben hast ein Turnier zu gewinnen. Deine Bescheidenheit ist ein Vorbild für uns alle. Danke Rainer!


und die Beste zum Schluss ... Ganz besonderen Dank auch an Steffi D. - Dafür, dass du nach Lingen gekommen bist und diese geniale Idee hattest. Ohne dich würde es uns gar nicht geben. Danke Steffi!

... und danke auch an den Fahrer der Nicole und mich nach Hause gefahren hat. Wenn du nicht so seriös wärst, wir würden dich sofort in unser Team aufnehmen! Du erträgst uns, magst uns und lachst mit uns - Ich hoffe das Geschenk gefällt euch :-)

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